Geschichte

Die Arbeitsgemeinschaft Mecklenburg im BDPh e.V. ist ein Zusammenschluss von Sammlern für Postbelege aller Art der beiden früheren Herzogtümer/Großherzogtümer Mecklenburg-Schwerin und -Strelitz.

Gründung

Die Arbeitsgemeinschaft wurde 1949 auf Initiative von Herrn Oscar Schulz (Kiel) gegründet. Im 54. Rundbrief des Deutschen Altbriefsammler-Vereins e.V. vom Februar 1949 ist auf der Seite 13 folgender Aufruf zu finden:

„Arbeitsgemeinschaft Mecklenburg. Unser Mitglied Oscar Schulz, (24b) Kiel, Holtenauerstr. 59a, Bundesprüfer für Alt-Mexiko 1856-74 und für das Land Mecklenburg-Schwerin, möchte die ArGe Mecklenburg wieder ins Leben rufen. Wir bitten Mitglieder, die daran Interesse haben, sich mit Herrn Schulz in Verbindung zu setzen und wünschen Herrn Schulz, dass er tatkräftige Unterstützung aus unseren Reihen finden wird.“

Gemäß Schreiben des Bundes Deutscher Philatelisten e.V./Bundesstelle A (Wissenschaftliche Philatelie) vom 5.3.1949 wurde Herrn Schulz mitgeteilt, dass die Arbeitsgemeinschaft Alt-Mecklenburg als fachwissenschaftliche Bundesarbeitsgemeinschaft 1/5 anerkannt ist. Oscar Schulz hatte 1942 in Kiel ein Briefmarken-Versandgeschäft. Zum Leiter berufen stellte Schulz im 1. Rundbrief im September 1949 ein Arbeitsprogramm auf und erwähnte: „Schon seit langen Jahren beschäftige ich mich eingehender mit meinem Heimatland Mecklenburg; nicht nur, dass ich die alten Büffelkopfmarken sammelte; die Ganzsachen und die vorphilatelistischen Briefe hatten es mir ebenfalls angetan.“

Der ArGe Alt-Mecklenburg (damalige Bezeichnung) traten bereits 1949 die beiden prominenten Philatelisten Hermann Deninger und Wilhelm Kähler bei. W. Kähler (1902-1980) war von 1968 bis 1973 Präsident des BDPh e.V. Seiner Beitrittserklärung zur ArGe fügte er ein Grußwort bei, in dem es u.a. heißt:

...Wer, wie ich, Mecklenburger von Geburt ist oder wer es als seine Wahlheimat erkoren hat, hat sich diesem Land mit seiner großräumigen Landschaft, seinen blinkenden Seen, seinen weiten stillen Wäldern verschrieben. Er liebt die wenigen klassischen Marken dieses Landes ebenso wie seine Ganzsachen, und er möchte auch die Postgeschichte dieses Landes in allen ihren Einzelheiten wissen. Er weiß, dass unter den altdeutschen Staaten Mecklenburg, von vielen verkannt, von nur wenigen gesammelt, seine ganz besonderen Reize hat, und er weiß, dass es sich hier verlohnt zu forschen und der Vergangenheit zu entreißen, was wissenswert ist.

(zit. nach: Mecklenburg, Zeitschrift f. Mecklenburg und Vorpommern, Nr. 5, Mai 1989, Hamburg)

Nach Oscar Schulz führte Georg Albert die ArGe Mecklenburg. Es konnte bislang nicht ermittelt werden, ab wann Georg Albert die Leitung übernommen hat.
Bericht Nr. 22/1975 der Forschungsstelle beim BDPh e.V. führt aus, dass die Arbeit der ArGe Mecklenburg nach dem Tod von Georg Albert im Jahre 1966 bis zur Reaktivierung der ArGe Mecklenburg im Jahre 1970 ruhte.

Reaktivierung

Auf Initiative von Ulrich Brunnert wurde die Arbeitsgemeinschaft Mecklenburg anlässlich der Briefmarkenausstellung „PIRMAPHILA II“ am 15.3.1970 in Pirmasens reaktiviert. Es war keine Gründung!

Protokoll

Während der Briefmarkenausstellung „Pirmaphila II“ in Pirmasens wurde von den Endunterzeichneten die Gründung der Arbeitsgemeinschaft Mecklenburg-Schwerin beschlossen.
Auf Vorschlag von Herrn Lock und nach Zustimmung der beteiligten Herren, wurde Herr Brunnert mit den vorbereitenden Arbeiten, dem Aufbau der Arbeitsgemeinschaft und mit der Ausarbeitung der Satzung betraut.

Herr Brunnert nahm das Amt eines kommissarischen Leiters der Arbeitsgemeinschaft an, vorbehaltlich der Tatsache, dass sich seine Vorstellungen betreffs der Satzung realisieren lassen.

Herr Brunnert wurde beauftragt im Namen der Arbeitsgemeinschaft vorbereitende Besprechungen mit dem Bund Deutscher Philatelisten und dem Deutschen Altbriefsammler Verein (D.A.S.V.) zu führen.

Mit dem D.A.S.V. sollen darüber Gespräche geführt werden, ob nicht der Arbeitsgemeinschaft im Rundbrief Platz für Veröffentlichungen von Forschungs-Artikeln eingeräumt werden kann. Die Arbeitsgemeinschaft könnte dann auf eigene Rundbriefe verzichten und sich auf Mitteilungsblätter beschränken.

Des Weiteren wurde vereinbart:

Betreffs der Satzung soll ein Schriftwechsel mit allen beteiligten Herren geführt werden.

Nach Abschluss der Vorbereitungen soll der Vorstand der Arbeitsgemeinschaft satzungsgemäß gewählt werden.

Dem Vorschlag von Herrn Brunnert, alle Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft sollten Mitglieder des D.A.S.V. werden, wird von den betreffenden Herren zugestimmt.

Nach Abschluss aller Vorbereitungen soll an den Bund Deutscher Philatelisten ein Antrag auf Anerkennung als eigenständige Arbeitsgemeinschaft gestellt werden.

Pirmasens den 15. März 1970

Es unterzeichneten:
Brunnert Ulrich geb. 10.02.1924 gest. 11.02.2013
Glimm Dr. Peter geb. 1913 gest. 27.10.1973
Glimm Oskar geb. 15.05.1917 gest. 19.03.2002
Jürk Karl Friedrich geb. 31.05.1910 gest. 4.04.1990
Lock Hans geb. 11.02.1904 gest. 26.12.1978

Mitgliederliste von 1981

Beispielhaft eine Mitgliederliste aus dem Jahre 1981. Langjährige, noch heute der ArGe zugehörige Mitglieder hervorgehoben.
Berger, Florian (Limburg)
Brunnert , Ulrich (Uslar)
Claussen, Dr. med. Rolf (Kassel)
Dumann, Ulrich (Hof (Saale))
Ebert, Dr. med. Wolf (Backnang)
Engel, Walter (Hamburg)
Fischer, E.L. (Berlin)
Glimm, Oskar (Pirmasens)
Höppner, Mathias (Berlin)
Jürk, Karl Friedrich (Kaiserslautern)
Kastaun, Jürgen (Münster, Westf.)
Koester, R. (Rio de Janeiro, Brasilien)
Lanzendorf, Peter (Gelsenkirchen)
Lichtenheim, Dr. jur. Max (Salt Lake City, USA)
Lübke, Herbert (Hamburg)
Paul, Viktor (München)
Roeder, Kurt (Berlin)
Scheibe, E.A. (Weilburg)
Schulz, Oscar (Berlin)
Sy, Arthur (Burgdorf)
Thom, Einar (Seevetal)
Weidlich, Prof. Dr. Hans A. (Baden-Baden, für den DASV)

In dem Jubiläumsjahr 1989 beteiligte sich die ArGe Mecklenburg mit ihren Rundbriefen Nr. 44-47 an der Internationalen Philatelistischen Literaturausstellung 1989 in Frankfurt a.M. und führte in der Zeit vom 25.05. - 29.05.1989 eine Briefmarkenschau in Ratzeburg im Haus Mecklenburg durch.

Nach der Wiedervereinigung Deutschlands fand die 1. deutsch-deutsche Arbeitstagung des Arbeitskreises Mecklenburg im Philatelistenverband beim Kulturbund der DDR und der Arbeitsgemeinschaft Mecklenburg im Bund Deutscher Philatelisten e.V. am 28.4.1990 in Ratzeburg (Haus Mecklenburg) und am 29.4.1990 in Schwerin (Haus des Kulturbundes) statt. Zu diesem Treffen waren 31 Teilnehmer erschienen.

Heute

In der Gemeinschaft wird die Postgeschichte und Philatelie der altdeutschen Staaten Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz erforscht. Dabei geht man über das Katalogwissen hinaus. Forschungsergebnisse und Datensammlungen werden an die Mitglieder weitergegeben und veröffentlicht. Durch die Literatur, jährliche Treffen und dem persönlichen Austausch bieten wir sowohl für den spezialisierten Sammler, wie auch für Neu-Einsteiger und generell Geschichtsinteressierte ein attraktives Angebot.
Wir beraten beim Aufbau und der Gestaltung von Sammlungen, insbesondere auch Heimat-Sammlungen und unterstützen das Sammeln von Ansichtskarten.

Das Arbeitsprogramm ist untergliedert in

  • Philatelistische Literatur zu Alt-Mecklenburg
  • Mecklenburgische Briefmarken
  • Mecklenburgische Ganzsachen
  • Mecklenburgische Postscheine
  • Mecklenburgische Poststempel
  • Postalische Bestimmungen / Verordnungen usw.

und gilt für Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz bis zum Zeitpunkt 14.11.1918 (Abdankung des Großherzogs / Aufhebung der Großherzogtümer). Anschließend wurden Freistaaten gegründet.

Das vorgenannte Arbeitsprogramm ist Richtlinie für Veröffentlichungen in den Rundbriefen der Arbeitsgemeinschaft. Stolz sind wir auch auf unsere Texte der Sammelgebiete Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz im MICHEL Deutschland-Spezial, die als komplette Neufassung erstmals in der Ausgabe 2002 erschienen sind. Aufgrund von Forschungsergebnissen aus Primärquellen erfolgen auch heute noch Ergänzungen und Berichtigungen.

Ein besonders schönes Ereignis war das Jubiläum „150 Jahre Freimarken und Franco-Couverts in Mecklenburg-Schwerin“ im Jahre 2006, an dem die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Mecklenburg maßgeblich mitgewirkt haben. Im Oktober 2014 konnte dann der Festakt „150 Jahre Freimarken und Franco-Couverts in Mecklenburg-Strelitz“ begangen werden. Zu beiden Anlässen wurde eine Festschrift herausgegeben. Die ausführlich und professionell aufgemachten Schriften haben allseits Anerkennung erfahren.

Rundbriefe und weitere Veröffentlichungen

Bis zum Dezember 1950 erschienen 5 Rundbriefe unter Schriftleitung von Oscar Schulz. Nach der Reaktivierung der ArGe 1970 übernahm Herr Ulrich Brunnert nicht nur den Vorsitz, sondern auch die Schriftleitung. Die Rundbriefe begannen ab August 1970 wieder mit der Nr. 1; ihre Schriftleitung lag ab Nr. 26 (1974) bis zur Nr. 43 (1978) bei Herrn Rechtsanwalt Hans Lock. Die Rundbriefe Nr. 1 bis 43 umfassen rund 900 Seiten. Nach dem Tode von Hans Lock 1978 erschienen vorerst keine weiteren Rundbriefe. 1981/86 wurde jedoch durch Karl Friedrich Jürk die Grundlage für ein Handbuch der Poststempel von Mecklenburg-Schwerin (Loseblattausgabe DIN A5) gelegt. 1988 hinterließ Herr Prof .Dr. Weidlich das Manuskript „Mecklenburgische Postscheine vor 1868“.

Die Schriftleitung der Rundbriefe obliegt ab Nr. 44 (1987) Herrn Horst-Dietrich Fromm (Koblenz), der auch das Büchlein „Postscheine in Mecklenburg-Strelitz“ verfasste. Inzwischen sind bis 2019 insgesamt 92 Rundbriefe entstanden. Seit der Nr. 92 erfolgt die Schriftleitung und Gestaltung in Zusammenarbeit mit André Schneider (Wiesbaden). Mit neuem Design erscheinen die Rundbriefe farbig.

Auf Initiative und Ausführung von Dr. Armin Götte (Hamburg) sind seit 2018 alle Rundbriefe (Nr. 1 bis 90) in digitaler Form verfügbar. Dabei blieb es nicht aus, Kompromisse zu machen. Denn alle Rundbriefe wurden bis dato auf Papier erstellt und hatten natürlich verschiedene Schriften sowie zahlreiche Abbildungen. Daher wäre es nur mit erheblichem Aufwand möglich gewesen, eine Texterkennung zu implementieren. Die Rundbriefe sind über die Geschäftsstelle zu beziehen.

Weitere Veröffentlichungen sind z.B.

  • Mecklenburg-Schwerin / Mecklenburg-Strelitz Postalische Beziehungen bis 31.12.1867 Postwechsel-Verkehr (nach amtlichen Vorschriften) Band 1, 2 und 3 (erschienen 2004)
  • Inhaltsverzeichnis und Stichwortverzeichnis zum Verordnungsblatt der  Großherzoglich Mecklenburg-Schwerinschen Postverwaltung 1848-1867 Hansjörg Weps und Horst-Dietrich Fromm (erschienen 2002)
  • Post-Handbuch für Mecklenburg mit einer Postkarte von Mecklenburg Reprint (unverändert laut 1845), Verfasser Carl Roewer