Mecklenburg-Schwerin Stempel

Der kleine zweizeilige Langstempel SCHWERIN

Thomas Wickboldt

Der kleine zweizeilige Langstempel SCHWERIN wurde ab dem 2. Januar 1811 bis zum Juli 1816 benutzt. Neben den üblichen Abnutzungserscheinungen in den letzten Jahren, was dann auch zu Auswechslungen verschiedener Buchstaben führte (u.a. „Y“ statt „I“ bzw. neues gekreuztes „W“) entdeckte ich durch Sichtung von über 300 Abschlägen aus der gesamten Benutzungsdauer interessante Besonderheiten, welche das o. g. Thema betreffen.

Besonders in den Monaten Februar bis Juli 1811 ist diese Vermutung gut zu beweisen. Ein Langstempel besteht – wie beim Setzkastenprinzip des Buchdruckes – aus Einzelbuchstaben/Zahlen, die durch eine Schraubvorrichtung zusammengehalten werden und bei Bedarf austauschbar sind. So also täglich die Tageszahl, monatlich der Monatsname und jährlich die Jahreszahl. Der Beamte benutzte dazu einen Satz entsprechender Steckelemente, die ihm zur Verfügung gestellt wurden.

Nun wieder zurück zur Fragestellung und deren Erklärung.

Im gesamten Januar 1811 wurde der Stempel in schwarzer Farbe mit der exakt gleichen Datenzusammensetzung abgeschlagen. Ab Februar beginnen die Besonderheiten. In der Literatur wird in den Monaten Februar bis Mai 1811 nur von roter Stempelfarbe gesprochen, Ende Mai bis in den Juni hinein langsam wechselnd in rotbraun. Dass es auch zu dieser Zeit rein schwarze Abschläge gibt, wurde bisher nicht publiziert.

Am 1. Februar wurde der Monatsname noch komplett ausgeschrieben, jedoch mit defektem „U“. Der Abschlag erfolgte in schwarzer Farbe.

Bereits ab dem 6. Febr. ist der Monat abgekürzt und im weiteren Monatsverlauf sind nur rote Abschläge bekannt (Abb. 2).

Am 4. und 6. Marz ist die Stempelfarbe schwarz (Abb. 3).

Ab dem 7. Maerz bis Ende des Monats rot (Abb. 4).

Im April wurde an folgenden Tagen schwarz gestempelt: 5., 17., 22. und 29. Bei diesen Stempelabschlägen ist hinter der Tageszahl kein Punkt eingesetzt (Abb. 5 und 7).

Am 6., 8. und 12. April ist die Stempelfarbe rot. Hinter Tag, Monat und Jahr befindet sich jeweils kein Punkt (Abb. 6).

Im Mai wird es noch spannender: Am 2. May schwarze Stempelfarbe, am 4. May rote Stempelfarbe (Abb. 10)

Am 8. May verschiedene Abschläge in rot und auch in schwarz (Abb. 8 und 9).

14. May schwarz, 18. May rot (Punkt nahe der 18) und schwarz (Punkt nahe am M) (Abb. 11 und 12).

19. und 21. May rot, 23. und 30. May rotbraun. Bei den schwarzen Stempeln immer deutlich weiterer Abstand zwischen Monat und Jahreszahl.

Den eigentlichen Beweis für die Stempelung durch zwei verschiedene Personen bringen die Monate Juni und Juli.

Am 3. Junius wurde ohne jegliche Punkte schwarz gestempelt und am gleichen Tag mit Juni und Punkten hinter Tag und Jahr in rotbraun (Abb. 13 und 14).

Am 5. und 6. Juni rotbraun mit Punkten.

Am 10. Junius ohne Punkte in schwarz (Abb. 15).

Am 12. Juni rotbraun mit Punkt hinter Tageszahl (letztes Datum in dieser Farbe) (Abb. 16).

Am 18. Juni mit Punkt.

Am 23. Junius ohne Punkte (Abb. 17).

Am 26. und 28. Juni mit Punkt hinter Tag und Jahr (Abb. 18).

Am 29. Junius ohne Punkte.

Am 30. Juni mit Punkten hinter Tag und Jahr. Auch im Juli verschiedene Schreibweisen. Am 1., 8. und 31. Juli (Abb. 19).

Am 10., 12., 18. und 22. Julius (Abb. 20).

Auch in den weiteren Benutzungsmonaten und Jahren gibt es deutliche Anzeichen vom ständigen Wechsel der Datumszeile. Die o. g. Beispiele besonders für Juni und Juli mit mehrfachem Wechsel des Monatsnamens dürften eindeutig beweisen, dass hier mit verschiedenen Datensätzen von mehreren Beamten gearbeitet wurde.

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