Entspannt Mecklenburg-Strelitz sammeln

1. Schwierigkeiten beim Strelitz-Sammeln

Von Mecklenburg-Strelitz sieht man kaum Spezialsammlungen, auch wenn man viele Jahre zurückschaut. Andere altdeutsche Gebiete sind ungleich präsenter in Auktionskatalogen und Ausstellungen, selbst das Städtchen Bergedorf. Anscheinend wird Strelitz nur „nebenbei“ gesammelt. Üblich sind Mini-Sammlungen der sechs Marken, ungebraucht, gebraucht oder gemischt. Diese Situation ist erklärungsbedürftig, weil Strelitz eigentlich alles bietet, was das Sammeln von Altdeutschland so attraktiv macht: Eine lange Postgeschichte (1701–1867), eigene Briefmarken und Ganzsachen (1864–1867) und das interessante postalische Nachspiel im Norddeutschen Postbezirk (NDP) und der Reichspost.

Strelitz sei „zu teuer“, heißt es manchmal. Um es vorweg zu sagen: Das meiste Material von Strelitz ist erschwinglich und gemessen an der Seltenheit sogar günstig zu erwerben. Mit dem hier vorgeschlagenen Konzept lässt sich eine interessante Spezialsammlung inklusive der Markenzeit ab einem Budget von ca. 12 000 Euro aufbauen, ohne die Markenzeit schon ab ca. 4 000 Euro. Das ist bei Spezialsammlungen von altdeutschen Gebieten nicht ungewöhnlich. Hinzu kommt: Material von Strelitz wird meist häppchenweise angeboten, man gerät selten außer Atem, braucht aber viel Geduld. Zum Konzept und zu den Kosten gleich mehr Details.

Eine „traditionelle Ländersammlung der Markenzeit“ gemäß Ausstellungsordnung ist hier nicht gemeint: Der Versuch wäre viel teurer und auch für einen sehr finanzkräftigen Sammler extrem mühsam und nur begrenzt erfolgreich: Mit den sechs Marken und drei Ganzsachen in zwei Formaten lassen sich nicht viele bunte Rahmen gestalten, wie man es aus der altdeutschen Spitzenphilatelie gewohnt ist: Es gibt bei Strelitz zu wenig variantenreiche Markenbelege und keine Ausweichmöglichkeiten wie etwa bei Bergedorf (Vielfalt beim Ungebrauchten, fremde Postverwaltungen). Vollends frustriert würde jemand, der grundsätzlich nur „einwandfrei geprüft“ kauft: Wesentliches Material von Strelitz fiele unter Tisch.

Solche Schwierigkeiten zeigen sich an der bisher bedeutendsten und wertvollsten Ländersammlung von Mecklenburg-Strelitz, die John F. Boker jr. (1913–2003) in vier Jahrzehnten anlegte: Hier konzentrierten sich zwei Dutzend rare Mehr- und Mischfrankaturen, oft aus den berühmten Vorgänger-Sammlungen Koch, Nehrlich, Rothschild und Caspary. Aber auch Boker „polsterte“ mit einem Dutzend „kleineren“ Briefen aus diversen Postorten. Und er machte bei Mecklenburg-Strelitz mehr als sonst deutliche Kompromisse, obwohl er immer das qualitativ Beste kaufen wollte und konnte.

Das vergleichsweise wenige erhaltene Markenzeit-Material erklärt sich durch die kurze Markenzeit von 3 ¼ Jahren ab 1. Oktober 1864, den geringen privaten Postverkehr im kleinen Agrarstaat und wohl auch durch die frühen Briefmarkensammler: Die zerschnitten häufig Mehrfach- und Mischfrankaturen. (1862 erstes Briefmarkenalbum, 1864 das Wort „Philatelist“).

Kann man bei Strelitz stattdessen auf „Postgeschichte“ ausweichen? Auf beliebte postgeschichtliche Themen wie Postdienste (Eilpost, Einschreiben, Paketpost usw.), Stempelentwicklung, Postwege, Destinationen, die die Ausstellungsordnung vorschlägt? Auch das ist keine empfehlenswerte Lösung. Nicht wegen der Kosten, aber die thematische Suche wäre ein quälendes Geduldsspiel: Es wird zu wenig Material angeboten, um solche Themen gründlich und abwechslungsreich bearbeiten zu können. Das Thema „Stempelentwicklung“ schließlich bietet wegen der nur rund 50 verschiedenen Orts- und Nebenstempel einfach zu wenig Möglichkeiten.

Man braucht bei Mecklenburg-Strelitz ein Sammelkonzept, das die Besonderheiten des existierenden bzw. angebotenen Materials im Blick hat. Sonst stellt sich kein Sammelerfolg und keine Sammelfreude ein beim Aufbau einer Spezialsammlung.

2. Konzept für eine Spezialsammlung Mecklenburg-Strelitz: Das Hans-Lock-Konzept

Praktikable Konzepte für Spezialsammlungen von Mecklenburg-Strelitz wurden schon einige Male versucht. Vor über 50 Jahren zum ersten Mal durch den verdienstvollen ehemaligen Schriftführer der Arbeitsgemeinschaft Mecklenburg, Rechtsanwalt Hans Lock, Ahlden/Aller (1917–1978). Zur Erinnerung wird das hier skizzierte Konzept nach ihm benannt. Es ist mit sehr unterschiedlichen Budgets zufriedenstellend umzusetzen und garantiert entspanntes und trotzdem spannendes Sammeln für viele Jahre. Das Konzept kombiniert Interessen des traditionellen Ländersammlers und des postgeschichtlich orientierten Sammlers, die Freude am seltenen Beleg, der seltenen Marke, dem Stempel, dem postgeschichtlichen Detail, an historisch-sozialgeschichtlichen Zusammenhängen.

Im Mittelpunkt steht die offene Frage, welche Belege aus den zehn (zwölf) Strelitzer Postorten und aus den drei Epochen der Strelitzer Postgeschichte erhalten sind. Konkret:

xistieren Einschreiben, Eilpost, Drucksachen, Recobriefe, Insinuationsdokumente, Wertbriefe, Paketbegleitbriefe, Auslagenbriefe, Postscheine, Telegramme usw.? Gibt es Ortsbriefe, Inlands- oder Auslandsbriefe? Gibt es portofreie und portopflichtige Briefe? Welche Orts- und Nebenstempel oder handschriftlichen Ortsvermerke gibt es? Welche Entfernungs- und Gewichtsstufen? Welche Einzel-, Mehr- Mischfrankaturen sind erhalten? Welche Ganzsachen, welche Ganzsachen mit Zusatzfrankaturen? Welche Einzelmarken bzw. Briefstücke?

Mit solchen Fragestellungen lässt sich das insgesamt vergleichsweise recht kleine Materialangebot von Strelitz besonders gut ausschöpfen und auswerten. Auf den ersten Blick ähnlich wirkende Belege werden deutlich unterscheidbar, bekommen ein „individuelles Gesicht“. Insbesondere erhält man Informationen zum spannenden Thema „Seltenheit von Strelitz-Belegen“. Denn die Seltenheit und der besondere Charakter sehr vieler Strelitz-Belege sind kaum beschrieben. Es mangelt dazu an Hinweisen in der Literatur einschließlich der Kataloge. Man kann bei Strelitz sehr viele unbekannte Seltenheiten entdecken, in allen Preislagen.

Aufbau und Gliederung der Spezialsammlung

Mecklenburg-Strelitz wird in voller Breite zwischen 1701 und ca.1880 gesammelt. Das ist wichtig, um Sammelerfolg und Sammelfreude zu haben, denn es gibt keinerlei Massenware von Strelitz zwischen 1701 und der frühen Reichspostzeit.

Das Material wird drei Epochen zugeordnet:

  1. Vorphilazeit (1701–30.9.1864)
  2. Markenzeit (1.10.1864–31.12.1867)
  3. NDP- und frühe Reichspostzeit (1868 bis ca.1880): Belege mit nachverwendeten alten Strelitz-Stempeln, Belege mit den ersten Übergangsstempeln aus Neubrandenburg und Neustrelitz (ab 1868).

Selbstverständlich kann man diese drei Epochen unterschiedlich intensiv bearbeiten, nach Interesse und den finanziellen Möglichkeiten. Zu frühe Konzentration aber auf nur eine Epoche ist nicht gut: man wird zu selten fündig, die Sammlung wächst nicht, interessante Angebote ziehen ungenutzt vorbei.

Innerhalb der Epochen wird das Material den zehn (zwölf) Postorten zugeordnet, die bis zum Ende der Landespost von Mecklenburg-Strelitz am 31. Dezember 1867 bestanden. Es gab zehn Postorte und zwei Bahnhofspostämter: ALTSTRELITZ, FELDBERG, FRIEDLAND, FÜRSTENBERG, MIROW, NEUBRANDENBURG, NEUSTRELITZ, STARGARD, WESENBERG, WOLDEGK. In der Markenzeit kommen die Bahnhofspostämter NEUBRANDENBURG-BAHNHOF und OERTZENHOF-BAHNHOF hinzu. Alle Postorte bestanden nach 1868 weiter.

(Hinweis: Selbstverständlich lässt sich auch „Incoming mail“, Post nach den Postorten von Mecklenburg-Strelitz, mit dem Hans-Lock-Konzept sammeln. Da ergeben sich interessante Möglichkeiten, die hier nicht besprochen werden.)

Die praktischen Effekte des Sammelkonzeptes

Das Sammeln nach Epochen und Postorten hat folgende praktische Effekte:

  • Über die Beschäftigung mit den zehn (zwölf) Postorten erschließt sich ein vollständiger altdeutscher Feudalstaat. Das ist in so konzentrierter Form bei keinem anderen altdeutschen Flächenstaat gegeben.
  • Nahezu alle Strelitz-Belege lassen sich beim Sammeln eindeutig zuordnen. (Wenige Besonderheiten, die man getrennt halten sollte, werden noch genannt.
  • Zum Thema „Seltenheit von Strelitz-Belegen“ sind viele interessante Entdeckungen möglich. Das gilt für Material aus allen Epochen und in allen Preislagen. Auf die Seltenheit von Belegen haben lokale Besonderheiten/Ereignisse häufig mehr Einfluss als die Einwohnerzahlen der Postorte.
  • Man behält seltene Belege von landesweiter Bedeutung auch über die Postorte hinweg gut im Blick.

3. Einige Beispiele aus verschiedenen Epochen

Beispiele aus der Markenzeit

Beispiel 1: Ganzsachen im Kleinformat aus den Nachbarstädten Alt- und Neustrelitz sind laut Katalog ähnlich häufig (Stempelzuschlag „0 €“). Tatsächlich sind sie aus Altstrelitz sehr selten, aus Neustrelitz gibt es einige Dutzend. Die größere Einwohnerzahl erklärt den Unterschied nicht. Aber das Publikum der Residenzstadt: Es war weltläufiger, kannte die für die Strelitzer neuen Ganzsachen längst von zu Hause. Der Berliner Ernst von Possart beispielsweise, ein bekannter Schauspieler und Regisseur, wirkte zeitweise am Hoftheater und schickte Ganzsachen an seinen Bruder „Eugen Possart, Berlin“.

Beispiel 2: 1 Silbergroschen Briefe sind aus Woldegk häufiger als aus dem viel größeren Neubrandenburg. In der Markenzeit wurden die Woldegker Windmühlen abgerissen und neu gebaut. Die Mühlenbauer bestellten Eisenteile bei Theodor Vollgold, Eisenhüttenwerk in Torgelow/Preußen.

Beispiel 3: 1 Silbergroschen Ganzsachen mit Zusatzfrankatur 1 Silbergroschen sind meistens aus Neustrelitz oder Neubrandenburg und tragen das Porto für die 2. Entfernungsstufe 10-20 Meilen (Stempelzuschlag „0 €“). Aus Friedland (Stempelzuschlag„0 €“) gibt es wohl nur einen einzigen Beleg. Der hat zudem die zweite Gewichtsstufe und ist mit dieser Frankatur eine Rarität von Mecklenburg-Strelitz.

Beispiel 4: Die dunkelgrüne 1/3 Silbergroschen Marke (Mi. 2b, erste Auflage vom 1.10.64) ist eine seltene Marke. Aus Neustrelitz, der größten Stadt (Stempelpreis: „0 €“), ist sie außergewöhnlich selten, auf Brief gibt es sie wohl gar nicht. Warum ist das so? Frühe Briefmarkenhändler kauften 1864 die zwei billigsten Strelitz-Marken für ihre Kunden. Das Hofpostamt Neustrelitz lieferte, die Dunkelgrünen kamen nicht in den Postverkehr. Die Hellgrünen (Mi 2a, zweite Auflage vom 26.10.1864) mussten für den Postverkehr schnell nachgedruckt werden.

Beispiele aus der Vorphila-Zeit

Beispiel 1: Dienst- und Privatpost. Es gibt Dienstbriefe aus Feldberg mit dem einzeiligen Stempel FELDBERG (verwendet 1823 bis 1834), aber keine Privatbriefe. Im abgeschiedenen Feldberg lebten Fischer, Wald- und Landarbeiter, darunter wohl viele Analphabeten: Erst nach 1840 findet man Privatbriefe (mit dem zweizeiligen Stempel FELDBERG) von Feldberger Kurgästen. Mecklenburg-Strelitz galt auch bei den Zeitgenossen als ein rückständiges Land: Bei diesem Thema kommt man weiter, wenn man die Belege bei jedem Postort getrennt sammelt nach „Post der staatlichen Einrichtungen“ (portofrei) und „Post der Privat- und Geschäftsleute“ (portopflichtig).

Beispiel 2: Postvorschuss-Briefe. Aus vielen Postorten sind Postvorschussbriefe mit dem Nierenstempel „AUSLAGEN“ kaum zu finden: Die Post zahlte dem Absender Geld aus, wenn sie sicher war, es vom Empfänger zurück zu erhalten. Aus Neustrelitz dagegen gibt es mehrere Dutzend Postvorschussbriefe (oft mit Nierenstempel). Der Grund ist das Neustrelitzer „Intelligenzblatt“, die staatliche Zeitung. Sie kassierte per Postvorschuss für Inserate anderer staatlicher Behörden. Die waren vertrauenswürdig.

Beispiel 3: Paketbegleitbriefe mit Paketaufgabezetteln. Aus den meisten Postorten sind solche Briefe ausgesprochen selten. Aus Neustrelitz findet man sie gelegentlich als Dienst-Paketbegleitbriefe.

Beispiele aus der NDP- und Reichspostzeit

Beispiel 1: Belege aus den 12 Strelitzer Postorten mit nachverwendeten Stempeln. Nur bei 1 Groschen Marken/Briefen sagen die Stempelpreise in Katalogen etwas über die Häufigkeit/Seltenheit aus. Bei anderen Marken und Belegen fast nichts mehr. Das gilt besonders für alle Mehrfach- und Mischfrankaturen, höhere Gewichtsstufen, Reco- und Insinuationsbriefe, Wertbriefe, Paketbegleitbriefe, Auslagenbriefe, Auslandsbriefe, Aufbrauchs-Ganzsachen (in Strelitz gebraucht mit Strelitz-Nachverwendungen!). Es ist nicht verwunderlich, dass solche Strelitz-Belege in bedeutenden NDP- und Brustschild-Sammlungen kaum zu finden sind.

Beispiel 2: Belege aus Neustrelitz und Neubrandenburg mit dem Übergangsstempel (großer Doppelkreisstempel). Ein Groschen-Marken/Briefe oder Postkarten der Reichspost sind häufig zu finden. „Bunte“ Belege dagegen sind recht selten.

4. Besonderheiten

Es gibt wenige Besonderheiten, die man getrennt von den Strelitzer Postorten sammeln sollte. Es sind Belege, die selten angeboten werden. Sammler der Gebiete Preußen und Mecklenburg-Schwerin sind manchmal auch betroffen, beachten sie jedoch kaum. Die Besonderheiten werden ganz kurz nach Epochen Vorphilatelie, Markenzeit, NDP/Reichpost beschrieben.

Vorphilatelie

  1. SCHÖNBERG bei Ratzeburg – 140 km vom Kernland entfernt – gehörte politisch zu Mecklenburg-Strelitz. Die Post betrieb inoffiziell und nebenbei Mecklenburg-Schwerin. Erst 1840 wurde dieser Zustand vertraglich bestätigt und der Schweriner Langstempel SCHOENBERG eingeführt.
  2. Auslandspoststellen (bis ca. 1834/40): Mecklenburg-Strelitz hatte drei Auslandspoststellen: in WAHREN (M.-Schwerin), ANCLAM und ZEHDENIK (Preußen). Es gibt keine Strelitzer Stempel. Erkennbar sind Strelitzer Aktivitäten in diesen Poststellen nur an Durchgangsstempeln oder Ortsvermerken. Mecklenburg-Schwerin hatte eine Auslandspoststelle in NEUBRANDENBURG: Es gibt mehrere markante Schweriner Stempel, die zwischen 1810 und 1818 eingesetzt wurden.



    Preußen hatte zwei Auslandspoststellen: ALTSTRELITZ und MIROW. Es verwendete bis 1834 preußische Orts- und Ankunftsstempel sowie Postscheine.


  3. Briefsammelstellen in OLLENDORF und TANNENKRUG. Von Ollendorf sind drei Briefe mit einem postalisch wirkenden Chausseewärterstempel bekannt.

Markenzeit

Fremdentwertungen: Einige Strelitzer Marken und Ganzsachen sind mit Ortsstempeln aus anderen altdeutschen Staaten entwertet, sogenannte Fremdentwertungen. Zur Anrechnung des Portos gab es vertragliche Regelungen.

NDP und Reichspost

Neue Dorfpostämter. Zwischen 1869 und 1871 wurden in Mecklenburg-Strelitz vier Dorf-Postämter mit eigenen Ortsstempeln eingerichtet: GLIENKE, GRANZIN, OLLENDORF, USADEL.

5. Kosten für eine Strelitzsammlung nach dem Hans-Lock-Konzept

Erste Wahl sind Belege mit klaren, vollständigen Ortsstempeln oder deutlichen Ortsvermerken. Solche Belege sind auch mit Qualitätsmängeln wegen der Seltenheit praktisch immer sammelwürdig. Belege mit undeutlichen oder unvollständigen Stempeln sind eher zweite Wahl, selbst wenn sie „einwandfrei geprüft“ sind.

Vorphila: Belege mit klaren Ortsvermerken oder Stempeln kosten ca. 5 bis 60 €. In Katalogen erwähnte Seltenheiten steigen auf 100 bis 150 €. Unbekannte Raritäten gehen manchmal unter 30 € durch. Eine vielfältige, schöne Sammlung aller Postorte mit Besonderheiten und Postscheinen kommt ab ca. 2.000 € zusammen.

Markenzeit: Lose Marken, Briefstücke, Markenbriefe kosten „einwandfrei geprüft“ meist ca. 30-50% vom Katalogpreis, mit Reparaturen/kleinen Mängeln ca.10–20%. Letzteres gilt auch für Belege mit klaren, vollständigen Ortsstempeln. Sogar ausgesprochene Brief-Raritäten und Unikate kosten – von einigen prominenten Ausnahmen abgesehen – mit leichten Defiziten hinunter bis 20% Katalog, obwohl es „einwandfrei geprüfte“ Alternativen oft überhaupt nicht gibt. Gebrauchte Ganzsachen im Kleinformat kosten meist 30–50% Katalog, mit kleinen Defiziten 20–30%. Die ca. zwei Dutzend erhaltenen Großformate, durchweg Raritäten, werden ähnlich gehandelt. Ungebrauchte Marken kosten in sammelwürdiger Erhaltung im Lot 10–20% von Katalog. Bar bezahlte Briefe aus der Markenzeit sind selten, aber nicht teurer als Vorphila-Briefe. Sie werden kaum beachtet. Ab ca. 8 000 € kann man eine interessante Sammlung der Markenzeit von Strelitz anlegen. Um dieses Budget optimal zu nutzen, braucht man Kenntnis und Erfahrung mit den Marktpreisen sowie Kompromissbereitschaft in der Qualitätsfrage.

NDP/Reichspost:  Nachverwendungen. Ein Groschen Marken/Briefe kosten ca. 3 bis 50 €, „buntere“ Belege 50 bis 200 €. Bei kleinen Mängeln sinken die Preise deutlich, meist ohne Rücksicht auf die große Seltenheit mancher Belege. Ab ca. 2 000 € kommt eine vielfältige Sammlung von allen Postorten mit interessanten Marken, Briefen und Ganzsachen zusammen, dabei sehr seltene Belege.

Übergangsstempel: Für Belege aus Neubrandenburg und Neustrelitz mit dem Übergangsstempel werden meist nur leichte Aufpreise zum Markenpreis verlangt.

6. Praktische Tipps

Wie wird man mit Marktpreisen vertraut? Es hilft, möglichst viele alte und neue, gedruckte und Internet- Auktionskataloge zu sichten. Das geht bei jedem Katalog sehr schnell, weil die Strelitz-Teile fast immer winzig oder sehr klein sind.

Wo findet man Strelitz-Material? Das weitaus meiste auf Auktionen. Gelegentlich auch im Internet bei ebay, delcampe & Co., im Handel oder auf Messen.

Warum sollte man zumindest von den Markenzeit-Belegen Karteien anlegen? Karteien schaffen Überblick über Marktpreise und Seltenheit. Man kauft souveräner mit Karteien. Es ist leicht, Karteien anzulegen, weil von Strelitz wenig angeboten wird und alles abgebildet ist.

Wie legt man Karteien für eine Sammlung nach dem Hans-Lock-Konzept an?

  1. Kopien der Markenbriefe auf Karteikarten: Gliederung erst nach Michelnummern der Marken, dann nach Postorten.
  2. Kopien der Ganzsachen auf Karteikarten: Klein-und Großformate trennen, Gliederung nach Postorten, dann nach Michel-Nummern.
  3. Kopien von Einzelmarken und Briefstücken in alten Einsteckalben: Gliederung nach Michel-Nummern, dann nach Postorten.
  4. In alten Einsteckalben kann man auch Kopien von Vorphila-Material oder Nachverwendungen einsortieren, getrennt nach Postorten. Das schafft Übersicht über Seltenheit und Preise.

7. Literatur

  • Michel Deutschland-Spezial Bd. 1, München 2012
  • Ehmke, Heinz: Postgeschichte Mecklenburg-Strelitz, Neustrelitz 1964
  • Feuser/Münzberg: Deutsche Vorphilatelie, Stuttgart 2000
  • Feuser, Peter: Nachverwendete Altdeutschlandstempel, 2. Aufl., Stuttgart.
  • Fromm, Horst-Dietrich: Postscheine in M.-Strelitz, Düsseldorf 1992
  • Lock, Hans: Mecklenburg Strelitz: Postbriefstempel, 1975 DASV, Heft 36
  • Müller-Mark, Ewald: Altdeutschland unter der Lupe, Berlin 1966
  • Arge Mecklenburg im BDPH: Rundbriefe, Schriftführer Horst-Dietrich Fromm
  • Arge NDP im BDPH: Katalog der NDP-Stempel, Heft 36, Lohmar 1991.

Man sollte sich wenigstens einen Jahrgang des „Mecklenburg-Strelitzer Staatskalenders“ anschaffen. Es gibt sie für jedes Jahr zwischen 1792 und 1915. Staatskalender enthalten viele landeskundliche Informationen und helfen, Strukturen des Feudalstaates Mecklenburg-Strelitz zu verstehen: Hofstaat, Landesverwaltung mit dutzenden Einrichtungen, Stände, hunderte Personennamen. Auch jedes Postamt mit namentlich jedem Bediensteten ist genannt. Man versteht besser, was hinter Dienstadressen und manchen Namen auf den Briefen steckt.